Werner Schlager und Li Jiao heißen die Sieger des Europe Top 12  in Frankfurt Höchst

Nicht den angepeilten ersten „Heimsieg“ von Timo Boll beim Europe-Top-12-Turnier in Frankfurt bekamen die 9000 Zuschauer in der Ballsporthalle an beiden Tagen zu sehen, sondern den Triumphzug des Österreichers Werner Schlager. „Gegenüber dem Jahr 2006 habe ich mich erheblich gesteigert und wieder zu meiner Form gefunden. Schwer zu sagen, ob ich die Stärke des Jahres 2003 habe, aber sicherlich bin ich seitdem ein noch kompletterer Spieler geworden, denn die Entwicklung geht immer weiter, kommentierte der Tischtennis-Weltmeister von vor fünf Jahren seinen Erfolg. In einem packenden Finale hatte Schlager den Vorjahressieger Vladimir Samsonov mit 4:2 entzaubert und gewann somit zum zweiten Mal nach 2000 das Top 12. Bereits in den K.o.-Runden zuvor sorgte Schlager gegen seinen Landsmann Chen Weixing und den 19-maligen Top-12-Teilnehmer Jean-Michel Saive (Belgien) für rasante und technisch saubere Ballwechsel.

Werner Schlager  Während der 35-Jährige aus der Alpenrepublik das Publikum begeisterte,  tauchte Lokalmatador Boll ganz schnell unter. Schon nach den beiden  Gruppenspielen am Samstag verabschiedete sich Deutschlands bester  Tischtennis-Crack aus dem Rennen und verschwand an der Schar wartender  Autogrammjäger vorbei im Kabinentrakt. Für seinen Düsseldorfer  Mannschaftskollegen und Top-12-Debütanten Dimitrij Ovtcharov war das  Viertelfinale Endstation.

Li JiaoAuch die beiden deutschen Damen konnten die Minen der Verantwortlichen   des Deutschen Tischtennis-Bundes nicht erhellen: Während Elke Wosik wie Timo Boll in der Vorrunde ausschied, scheiterte Wu Jiaduo (Kroppach) nach       famosem Auftakt im Halbfinale an der späteren Siegerin und Titelverteidigerin Li Jiao (Niederlande) in fünf Sätzen. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung“, haderte Wu Jiaduo trotz des Knock-outs nicht mit sich selbst. In den drei Duellen zuvor hatte die 30-Jährige noch ihre Kontrahentinnen fast nach Belieben beherrscht (jeweils 4:0). „Li Jiao ist seit Monaten die konstanteste Spielerin.

Ihr Sieg war nicht unverdient, zollte Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio der amtierenden Europameisterin großen Respekt und nahm Wu Jiaduo in Schutz. DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig ebenso: Das Ergebnis ist okay. Wu hat sich in den vergangenen Jahren spielerisch und athletisch weiterentwickelt. Wie Elke Wosik habe sich die Europaranglistendritte, in einer ordentlichen Verfassung gezeigt. Das ist eine gute Basis für die nächsten Monaten.“

Aus dieser Position geht auch Ovtcharov die kommenden Aufgaben wie die Mannschaftsweltmeisterschaft in knapp drei Wochen in China an. Auch wenn der 19-Jährige bei der Viertelfinal-Niederlage Lehrgeld bezahlen musste. „Smirnov war sehr schwierig für mich zu spielen, er hat einen sehr guten Aufschlag“, erklärte der Europameisterschaftsdritte. „Es war vor allem ein Rückhand-Rückhand-Duell. In den entscheidenden Situationen war Smirnov erfahrener und taktisch besser aufgestellt. Wir haben zwar versucht, die Taktik zu ändern, aber auch das hat nicht zum gewünschten Erfolg geführt“, kommentierte Schimmelpfennig, der den Youngster coachte, Ovtcharovs Aus. Nun steht die Videoanalyse des Matches auf dem Plan – mit dem Ziel, so Schimmelpfennig, die Aufschläge variabler zu gestalten. 

Zwar war die Ballsporthalle im Gegensatz zu 2004 an beiden Tagen nicht ausverkauft. Doch schon in zwei Jahren könnte Frankfurt wieder der Austragungsort der Top 12 sein. Am Rande des Turniers entschied die Europäische Tischtennis-Union (ETTU), auch für 2010 das Top 12 nach Deutschland zu vergeben. In zwölf Monaten richtet der DTTB das Turnier ebenfalls aus, voraussichtlich in Düsseldorf.